Richtig braten: Burger und Steaks aus der Pfanne.
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Richtig braten: Burger und Steaks aus der Pfanne

Um Burger und Steaks richtig zubereiten zu können muss man viel beachten; neben Zutaten und Bratphilosophie gibt es viele weitere Diskussionspunkte, wenn Männer und Frauen sich am Herd treffen. Aber oft wird ein wichtiger Faktor vernachlässigt: die richtige Pfanne.

Wenn es um Kurzgebratenes geht, greift man nur in Notfällen zur Wok- oder Schmorpfanne. Notfälle treten mit dem richtigen Equipment aber nicht mehr auf, denn mit einer Eisenpfanne kann man ohne besondere Kenntnisse Fleisch auf Restaurantqualität braten. Aber Eisenpfanne ist nicht gleich Eisenpfanne, auch hier gibt es Eigenarten, auf die man beim Kauf achten sollte.

Eisenpfanne: Gusseisen oder Schmiedeeisen?

Die meisten Eisenpfannen in deutschen Küchen sind, besonders wegen des geringeren Preises, geschmiedet und für den Gelegenheitskoch auch oft ausreichend. Wer sich aber öfter einen Burger oder ein Steak brät, stellt schnell die Nachteile der geschmiedeten Variante fest: die Hitzeverteilung ist oft ungenau: während auch nach dem Vorheizen das Fett in der Mitte schon verbrennt ist der äußere Randbereich der Pfanne noch nicht zum Braten bereit. Häufig verformen sich die Stücke auch nach ein paar Benutzungen so, dass sie dauerhaft über die Kochplatte oder das Ceranfeld wippen und das Braten so mehr Zeit und Aufmerksamkeit braucht – Qualitätseinbußen sind da selbstredend. Grillpfannen machen schöne zwar Muster, häufig leidet aber so die Bratqualität, weil durch die Rillen die Kontaktfläche für die Hitze fehlt; So bleiben Röstaromen aus und damit leidet auch der Geschmack.

Das Ärgernis über die Fehlinvestition ist vorprogrammiert und berechtigt, denn der Grund für Verformung ist meist die Verarbeitung von mehreren Materialien, die sich mit der Zeit und durch häufiges ausdehnen und zusammenziehen verformen. Hier gilt daher: Qualität hat seinen Preis – Aluminiumteile sollen die Pfannen leicht machen, sodass die ganz klischeehaft weiblichere Zielgruppe die „handlichere“ Variante oft bevorzugt. Aber es lohnt sich, ein paar Euro in ein paar Kilo mehr im Schrank zu investieren.

So mancher soll sie ja als Hantel verwenden, aber für perfekt angebratenes Fleisch ist die gusseiserne Pfanne das ultimative Must-Have. Eisen schmilzt bei etwa 1500°C und behält daher in der heimischen Küche stets seine Form – die heißesten Restaurantgrills der Welt schaffen etwa 850°C, auch ein Gasgrill kann mit knapp 300°C dem soliden Guss nichts anhaben. Zuhause erreiche ich knappe 290°C, was schon für ordentliche Röstaromen sorgt. Beim Kauf sollte man also darauf achten, dass die Pfanne keine Schweißnähte und unterschiedliche Materialien aufweist – das garantiert eine Lebensdauer, in der die Pfanne innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Kleiner Tipp: Holz als Griffende ist empfehlenswert, da es sich auch bei Dauerbelastungen auf dem Herd nur sehr langsam erwärmt – Nachteil ist natürlich, dass sich die Pfanne nicht dauerhaft im Ofen nutzen lässt. Ein Mindestdurchmesser von 20cm sollte in jedem Fall gegeben sein, damit auch große Steaks oder mehrere Burger-Patties Platz finden.

Hinweis: Ich habe seit ein paar Jahren mehrere Pfannen von LeCreuset und bin extrem zufrieden.

Das Einbrennen der Pfanne

Bevor man das erste Stück Fleisch mit der neuen Eisenpfanne aus Guss veredelt, sollte die Pfanne aber „eingebrannt“ werden; das macht man vor allem, um Rost zu verhindern. Man verwendet dazu am besten ein hitzebeständiges Öl zum ausbrennen von Ruß- und Schmutzpartikeln. Es muss ordentlich rauchen, anschließend wird die Pfanne gründlich mit Wasser ausgewaschen. Geschmiedete Eisenpfannen hingegen sind oft mit Korrosionsschutz besprüht. Hier hilft das Einbrennen mit Salz und Öl, wobei die meisten Hersteller via Gebrauchsweisung angeben, dass ein gutes Abwaschen mit Spülmittel ausreichend ist. Und Spülmittel sieht die hiesige, neu erworbene Eisenpfanne nicht oft im Leben, denn…

… nach dem Einbrennen reinigt man die Pfanne fast ausschließlich mit Wasser und Küchenrolle. Einmal eingebrannt sind die Poren im Eisen verschlossen und geben so mit größtmöglicher Oberfläche Röstaromen ans Fleisch ab – besonders beim Aufheizen der Pfanne kann man feststellen, dass sie leicht nach Rost und Steinen riecht – sehr ähnlich dem Duft eines Grillrosts.

Mit Teflon oder Teflon-Verbundstoffen beschichtete Pfannen, z.B. die handelsüblichen mit Aluminiumkörper, erlauben Temperaturen bis maximal 250 °C und verhindern so zwar starkes Anbrennen, mindern dadurch aber auch die schnelle Entstehung von Röstaromen, zum Beispiel wenn ein Steak pro Minute von einer Seite gebraten werden soll. Werden beschichtete Pfannen überhitzt, löst sich der Pfannenboden und giftige Stoffe gehen ins Essen über – Ein Grund, warum es in unserer Küche gar keine beschichtetes Kochgeschirr gibt, denn jedes Ceranfeld wird heißer als 250 °C.

In der gusseisernen Pfanne hingegen wird mit wenig oder gar keinem Fett gebraten und das Garen erfolgt ähnlich wie auf dem Grill. Das Plus an Hitze wird auch vom Fleisch dankend angenommen, sodass sich z.B. ein Steak im Guss wegen des kürzeren Garvorgangs nicht nur schnell vom Boden löst, sondern auch nicht so viel „schwitzt“ und deswegen auch saftiger bleibt; besonders für Burger, deren Fleisch bzw. Faserstruktur gänzlich zu Wasserverlust neigen, bringt dies immense Vorteile in den Punkten Geschmack und Konsistenz.

Und welches Fett verwendet man zum Braten?

Grundsätzlich ist die Frage nach der Wahl des Bratfetts absolute Geschmackssache: Olivenöl verbrennt bei relativ geringen Temperaturen, bildet Bitterstoffe und bietet sich deswegen nicht für Steaks bei voller Hitze an. Butterschmalz hingegen überträgt einen buttrig-cremigen Geschmack und verbrennt erst bei hohen Temperaturen. Das passt vor allem sehr gut zu “dry aged”, also abgehangenem Fleisch. Aber auch tierische Fette vertragen hohe Temperaturen, geben meistens aber mehr Eigengeschmack ab als Pflanzenöle. Ich brate privat gerne mit Wagyu-Fett, das macht viele Gerichte unsäglich herzhaft. Hier gilt also: Erlaubt ist, was gefällt. Generell bin ich kein Freund von Margarine, Butter sollte auch nur zum eventuellen verfeinern am Ende des Bratvorgangs verwendet werden.

Bei Steaks und Burgern muss die Pfanne vor dem Bestücken ordentlich erhitzt werden. Ich verzichte deswegen bei gut durchzogenen Steaks mit ausreichend Fett auf die Zugabe von weiterem Bratfett. Einige Minuten vor dem Braten sollte man das Fleisch ordentlich salzen – das macht das Fleisch außen mürbe und intensiviert die Röstaromen – Eine genauere Erklärung hierzu findet ihr in meinem Grill-Mythen-Artikel. Die feine Salzkruste, die sich später beim Braten bildet, ist auch ein wichtiger Faktor für ein gutes Steak. Für den Burger gilt natürlich das selbe, auch hier wird die Kruste um einiges besser. Wenn man das Fleisch dann in die vorgeheizte Pfanne legt, brät es innerhalb weniger Sekunden am Pfannenboden fest, löst sich aber nach wenigen Sekunden von alleine wieder. Wenn ein Steak etwas schief in der Pfanne gelandet ist: kurz warten bis es sich löst, dann neu ausrichten. Auf keinen Fall ziehen oder reissen, weil man dann die Fasern aus dem Fleisch reissen kann.

Wie gesagt, es ist sehr wichtig dass sich das Fleisch von alleine vom Boden löst. Dann findet die Maillard-Reaktion statt und leckere Röstaromen (verstärkt durch die Salzkruste) entstehen. Beim Wenden sollte die Pfanne kurzfristig, sofern die Temperatur reduziert wurde, wieder etwas stärker erhitzt werden, weil die ungebratene Seite des Steaks die Pfanne spürbar abkühlt. Burger sollte man zuerst auf starker, dann auf mittelstarker Hitze braten. Wie auch Steaks müssen sich die Patties von alleine lösen – Geduld ist angebracht, denn Patties benötigen immer etwas Zeit. Wenn man den Patties diese Zeit auch gibt kann man sie ohne Zerbrechen bzw. Auseinanderfallen gut wenden. Anfrieren ist daher bei korrektem Anbraten nicht nötig. Wie oft die Buletten dann aber gewendet werden ist eine Frage des Gefühls und der Bratphilosophie – die Festigkeit der Oberfläche ist aber immer ein guter Indikator, denn bei Hack kann man den Gargrad durch leichtes andrücken sehr gut fühlen. Beim Formen des Patties verhindert eine kleine Grube im Pattie dass das Hackfleisch bei Hitze eine rundliche Form annimmt und sich frikadellenähnlich zusammenzieht.

Abseits von Steaks und Burgern

Selbstverständlich eignet sich die gusseiserne Pfanne auch für Geflügel- und Gemüsegerichte, die man vom Grill kennt… und wer einmal Bratkartoffeln im Gusseisen gebrutzelt hat, wechselt danach vermutlich auch nur wider Willen zur beschichteten Konkurrenz.

Das Ruhenlassen von Steaks nach dem Braten ist übrigens nicht nötig, da auch mit sinkender Temperatur die Bindefähigkeit der Fleischfasern nicht wieder steigt. Das Fleisch behält also nicht mehr Flüssigkeit, wenn man es nach dem Braten etwas ruhen lässt.

Nach dem eigentlichen Bratvorgang bieten sich z.B. bei Steaks dann natürlich weitere Möglichkeiten an. Besonders bei “dry aged”-Fleisch empfehle ich den “New York Style”. Dazu werden die Steaks englisch gebraten, anschließend “gesliced” (=in dünne Scheiben geschnitten) und mit zerlaufener Butter kurz in den Ofen geschoben; die Grillfunktion auf voller Hitze röstet die Butter und fügt zur nussigen Note des trockengereiften Rindfleischs ein großartiges Aroma hinzu. Das Steak sollte dabei aber nicht über medium hinaus garen.
Natürlich kann man nach kurzem, scharfem Anbraten das Steak auch im Ofen auf die gewünschte Kerntemperatur hochziehen – Wer das noch nicht im Gefühl hat, kann gut und gerne ein Bratenthermometer verwenden.

Noch Fragen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

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4 Kommentare

  1. Es ist interessant, dass für Steak und Burgen ein Bratphilosophie existiert. Das Braten von Fleisch geht ohne Öl und Eisenpfannen bei mir nicht. Wichtig dabei ist, die richtigen Geschmack und Konsistenz zu erreichen. Danke für die Tipps zum Fleisch Braten!

  2. YES! Klasse Artikel! Bin selber seit einiger Zeit glücklicher Besitzer einer Eisenpfanne — und nie hat Braten mehr Spaß gemacht als heute. Und nie waren die Bratergebnisse besser.

    Habe eine Pfanne mit 30cm Durchmesser — für Menschen mit schwachen Handgelenken kann das tatsächlich zum Problem werden. Aber das Bratergebnis ist einfach unübertroffen.

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